14. LLG Kevelaer Marathon 2016
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Kevelaer? Da gibt es einen Marathon?
Von dem Kevelaer Marathon habe ich das erste Mal gehört, da Christian, ein Mitglied unserer Laufcrew, sich dort Ende 2015 angemeldet hatte, um
- mal etwas Abwechslung in seine langen Läufe zu bringen, die er sonst meist zwischen den Feldern des Münsteraner Vorlands macht und
- als letzten richtig langen Lauf vor seinem ersten Ultralauf in Rodgau beim 50 km-Ultramarathon des RLT Rodgau.
Der Kevelaer Marathon bot sich für so einen langen Rodgau-Testlauf mit Verpflegung und Marathonstimmung an, da dieser mit nur 24 Euro Startgeld vermutlich zu den günstigsten Marathons Deutschlands gehört und durch die 7 Runden einen Vorgeschmack auf Rodgau lieferte, bei dem es 10 Runden zu laufen gilt.
Anfang des Jahres war ich mit meinem Essener Laufpartner Joerg unterwegs und dieser sprach ebenfalls von Kevelaer und dass er dort mitlaufen möchte um dort eventuell seine bisherige persönliche Bestzeit im Marathon (3:52 Stunden) zu knacken, wodurch mir dieser Wettkampf wieder präsent wurde.
Nachdem abgeklärt war, dass ich an diesem Wochenende die Zeit habe an einem Wettkampf teilzunehmen, sprach ich mit Christian, ob ich diesen bei dem Lauf begleiten könne. Er fand die Idee gut, bremste mich aber direkt, indem er sagte er wolle dort einfach nur einen langen Lauf machen, also kein Tempo bolzen. Nachdem ich ihm von Joerg erzählt hatte, meinte er ich solle Joerg doch zur neuen persönlichen Bestzeit ziehen und somit war eine knappe Woche vor dem Wettkampf ein Plan geboren.
Wettkampfmorgen - Hat Petrus mit uns Erbarmen?
Joerg, Christian und ich trafen uns morgens um 8 Uhr bei mir, um gemeinsam in einem Fahrzeug den Rest der Strecke bis an die holländische Grenze zu fahren. Christian hatte schon über eine Stunde Autofahrt im strömenden Regen aus dem Münsterland hinter sich, während Joerg kurz vor 8 in sein Auto stieg, um die 1,2 Kilometer zu mir zu fahren. Ich hatte angeboten uns zu fahren, so dass die beiden einigermaßen ausgeruht in der Wallfahrtsstadt ankommen konnten.
Kurz vor acht Uhr hörte es auch auf zu regnen, so dass eigentlich alles darauf hindeutete, dass es ein großartiger Lauf werden sollte. Im Auto konfrontierten Christian und ich Joerg mit unserer Idee, das ich ihn in persönlicher Bestzeit über die Ziellinie ziehe. Ob wir ihn damit etwas überfahren haben, mag ich nicht beurteilen, ich hoffe das nicht.
Kurz vor neun Uhr kamen wir am Parkplatz des Freizeitparks Irrland an, welcher vom LGG Kevelaer als Parkplatz für die Marathonteilnehmer genutzt werden durfte. Schon als wir die Startunterlagen abholten, zeigte sich wieder das Joerg wirklich viele Läufer kennt, während ich vielleicht mittlerweile 10-15 Leute von den vergangenen Veranstaltungen wiedererkannte, grüßte Joerg regelmäßig irgendwelche Läufer.
Nachdem wir unsere Startunterlagen hatten, schauten wir uns in dem großen beheizten Zelt um, welches dort aufgebaut war, sahen ein reichhaltiges Frühstücksbüffet und noch viele weitere Läufer, entschlossen uns aber erst einmal zurück zum Auto zu gehen, uns umzuziehen und dann ins Zelt zu gehen und auf den Start zu warten.
Zurück im Zelt lernte ich Marco kennen, der auch auf meiner Hausstrecke trainiert und den ich bisher nur von Strava kannte, außerdem traf ich Tom Dörner, Organisator des Neandersteiglaufs und des German Death Race und ein paar der Teilnehmer des Wuppertaler Berglaufs wieder.
Im Zelt erfuhren wir auch, dass der Start von zehn Uhr auf 10:15 Uhr verlegt wurde, da mit ungefähr 500 Teilnehmern ein neuer Teilnehmerrekord erzielt wurde, was organisatorisch zu dieser kleinen Verzögerung führte.
Vor dem Start suchten wir neben dem Zielbereich noch schnell ein paar Dixies auf und konnten schon die kleine Crosslaufeinlage auf den letzten 100 Metern des Marathons in Augenschein nehmen. Zumindest ersparte uns der Veranstalter vorher auch noch über die Ziegelsteinhaufen zu klettern, die auch direkt neben der Strecke lagen.
Etwa 10 Minuten vor dem Start füllte sich der Startbereich wieder und es ging im Gegensatz zu den überfüllten Stadtmarathons eher ruhig und gesittet zu. Viele der Läufer kannten sich, überall wurden noch gute Wünsche für das neue Jahr ausgesprochen und so liefen wir drei mit ungefähr 497 anderen nach dem Startschuss eher gemächlich in einem quatschenden Tross über die Startlinie.
Der Wettkampf - Zwischen Training, langem Lauf und persönlicher Bestzeit
Part 1: Manchmal läuft es nicht wie geplant
Während wir auf die Startlinie zu trabten wünschten Christian, Joerg und ich uns viel Erfolg, denn zumindest Christian sollten Joerg und ich nach Plan erst einmal nicht mehr sehen. Joerg und ich suchten die Gasse zwischen den Läufern hindurch und versuchten uns ein wenig frei zu laufen, während der Virtual Partner auf der Uhr schon zeigte, das wir die ersten Sekunden gegenüber unserer Zielzeit gutmachten. Wir liefen etwas zu schnell los, machten den ersten Kilometer in 5:05 Minuten, anstatt der angepeilten 5:25. Aber kein Problem: die 20 Sekunden sollten uns doch wohl nicht den Hals kosten auf 42 Kilometer Gesamtdistanz.
Die Strecke führte nach dem Start erst an dem kleinen Abzweig vorbei, in welchem es rechts zur Ziellinie zu laufen galt, danach ging linksherum es um die erste Kurve und an ein paar Häusern vorbei. Bei diesen Häusern hatten die Anwohner es sich unter einem Carport gemütlich gemacht und feuerten uns Läufer lautstark. Zwei von ihnen trommelten sogar die ganze Zeit auf Conga Trommeln, während wir Läufer Runde für Runde dort vorbei liefen. Unweit dieser Häuser folgte schon die erste Kilometermarkierung, auf welcher 1,7,13,19,25,31 und 37 angezeigt wurden.
Joerg und ich korrigierten unsere Geschwindigkeit nach diesem Kilometer und nahmen etwas Geschwindigkeit heraus. In einem leichten Anstieg ging es auf 1-2 Höfe mit Ziegen und eine Weide mit zwei Pferden zu.
Ungefähr auf der Position hatte ich das für mich im Nachhinein peinliche Treffen mit der Lauflegende Siegrid Eichner, die dieses Jahr ihren 2.000 Marathon laufen wird. Peinlich deswegen, weil ich sie aufgrund ihres Tempos und der Körperhaltung fragte, ob alles in Ordnung sei. Ich wusste ja nicht, mit dem ich es zu tun hatte.
Kurz darauf folgte die nächste Linkskurve, an denen einige freiwillige Helfer des Vereins als Streckenposten standen und uns gutgelaunt anfeuerten. Kurz hinter der Kurve folgte schon die zweite Kilometermarkierung und der Blick auf die Uhr zeigte uns, das wir zwar Tempo raus genommen hatten, aber immer noch minimal zu schnell unterwegs waren: 5:17 Minuten/Kilometer.
Auf einer langen Geraden ging es nun an Feldern und dem Gelände einer Gärtnerei vorbei und auf den ersten Verpflegungspunkt zu: an diesem gab es zwei Tische: der rote mit warmen Getränken wie Tee und Wasser und der blaue mit kaltem Wasser und Cola. Dazu Apfel- und Bananenstücke. Auf der ersten Runde ließen wir den VP aber noch "links liegen" und liefen an ein paar Häusern und weiteren Feldern vorbei auf ein kleines Waldstück zu. Bevor es in dieses hinein ging, zeigte uns die Markierung am Streckenrand 5:15 Minuten nach der letzten Markierung, das wir 3 Kilometer gelaufen waren. Weniger als 40 Kilometer ab hier.
Kurz darauf ging es in ein kleines Waldstück hinein und nach einer weiteren Linkskurve mit netten Streckenposten ging es zwischen Feld und Wald auf die vierte Kilometermarkierung zu, welche wir mit einer Pace von 5:20 Minuten/Kilometer erreichten.
Die Strecke machte in dem kleinen Wäldchen eine weitere Linkskurve und führte dann wieder an Feldern entlang. Auf diesem Stück war es minimal abschüssig und Joerg und ich ich liefen dadurch dort etwas schneller. Nach der folgenden Rechtskurve sah man schon wo unsere Strecke wieder auf den Teil der Strecke zum Start/Ziel geführt wird. Kurz bevor es soweit ist, passieren wir mit einer Pace von 5:15 Minuten/Kilometer die nächste Kilometermarkierung.
An der Stelle an der die es wieder auf dem Bogen Richtung Start/Ziel/Wendepunkt ging, kamen uns schon die ersten LäuferInnen wieder entgegen. Joerg und ich liefen wieder an den trommelnden Anwohnern vorbei und auf unsere letzte Kurve vor dem Wendepunkt zu. Ab der Kurve standen am Streckenrand wieder deutlich mehr Zuschauer, so das man aufpassen musste, hier nicht wieder zu sehr das Tempo anzuziehen. An der Startlinie war jetzt ein Wendepunkt eingerichtet und wir überliefen nach 31:22 Minuten zum ersten Mal die Zeitnahmematte.
Die zweite Runde began mit einem Verpflegungspunkt kurz hinter dem Wendepunkt, welchen wir aber auch noch nicht nutzten.
Nun kamen uns die Läufer entgegen, die noch keine Runde hinter sich hatten. So auch ungefähr bei der ersten Runde Christian. Wir grüßten uns kurz und liefen weiter.
Der Verpflegungspunkt bei Kilometer kurz vor Kilometer 9 war der erste, an welchem Joerg und ich jeweils einen Becher griffen. Während Joerg im Laufen trank, pausierte ich ganz kurz hinter dem Wendepunkt und trank etwas warmen Tee und aß mein Stück Apfel bevor ich wieder Joerg hinterher hechtete, denn dieser muss Redbull erwischt haben, zumindest beschleunigte er nach dem Verpflegungspunkt deutlich.
Beim aus der ersten Runde schon erwähnten Stück hinter dem Wald, bei welchem es leicht bergab an den Feldern entlang ging, mussten Joerg und ich an ein paar anderen Läufern vorbei, da wir zu diesen aufgeschlossen hatten, diese aber ein ähnliches Tempo liefen, was aber Dauer ziemlich anstrengend ist. Aus diesem Grund wurde dies auch unser schnellster Kilometer, denn wir liefen diesen in knapp unter 5 Minuten.
Für die zweite Runde benötigten wir nach offizieller Zeitmessung 31:26 Minuten, waren also zu diesem Zeitpunkt weiterhin super im Plan.
In der dritten Runde nutzten wir auch den Verpflegungspunkt kurz nach dem Wendepunkt, griffen dort aber leider daneben, denn sowohl Joerg, als auch ich griffen Becher mit warmen Wasser. Neben dem warmen Tee gab es wohl auch warmes Wasser und das war irgendwie gar nicht das, was wir erwarteten. Ich trank zumindest einen Schluck zum Benetzen der Schleimhäute, aber Joerg entsorgte den Becher sofort, da er Sorge hatte, dass sein Magen es ihm übel nimmt.
Auch in dieser Runde begegneten wir gerade noch Christian, als er gerade wieder auf den Teil der Strecke zum Start/Ziel/Wendepunkt einbog. Christian und ich klatschten noch gut gelaunt ab, bevor Joerg und ich uns weiter auf den Weg machten.
Die dritte Runde liefen wir laut Anzeigetafel am schnellsten, denn schon nach 31:05 Minuten hatten wir weitere 6 Kilometer hinter uns gebracht.
In der vierten Runde fing ich ungefähr bei Kilometer 20 an meine Schuhwahl in Frage zu stellen. Ich hatte die On Cloudracer angezogen, obwohl ich schon beim Phoenix Halbmarathon festgestellt hatte, das diese ziemlich hart sind. Da ich aber viele andere Läufer des Schuhs kenne, die diesen auch bei Marathons laufen, entschloss ich mich es einmal mit dem zu probieren. Leider fing nun mein rechter Fuß an, bei jedem Schritt während des Abrollens über den Ballen zu schmerzen.
Wolfgang Steeg stand mittlerweile an der Bühne und fotografierte die Läufer die auf den Wendepunkt zuliefen und machte ein paar sehr schöne Fotos von Joerg und mir kurz vor Abschluss der vierten Runde.
In dieser Runde begegneten wir leider nicht mehr Christian, kamen aber trotz das wir uns nun an jedem Verpflegungspunkt versorgten in 31:13 Minuten wieder am Wendepunkt an.
Am Ende der fünften Runde fing für Joerg leider der Kampf an. Die Akkus waren Leer, die Beine schwer und es tat alles weh. Den 27. Kilometer liefen wir langsamer als wir geplant hatten, konnten uns aber schon auf dem nächsten Kilometer nochmals ganz knapp fangen.
Kurz hinter der Kilometermarkierung für Kilometer 28 kam der führende Läufer von hinten angelaufen. Ein Autofahrer mit seinem SUV der nicht einen Moment am Rand warten konnte, wusste nicht ob er nach rechts oder links fahren soll und fuhr dem Führenden genau in den Weg und regte sich dann auch noch im Fahrzeug darüber auf. Wie ignorant muss man bitte sein? Da findet ein einziges Mal im Jahr eine größere Laufveranstaltung dort statt und dieser Autofahrer hat kein Verständnis dafür.
Joerg und ich beendeten die fünfte Runde in 32:41 Minuten und wir versorgten uns beide kurz pausierend am Verpflegungspunkt hinter dem Wendepunkt. Eigentlich etwas, was Joerg nie macht, er läuft sonst immer weiter.
Ungefähr bei Kilometer 31 war der Ofen dann leider wirklich aus: Joerg schmerzten die Beine und er konnte und wollte nicht mehr. Wir hatten soeben zum fünften mal die Ziellinie passiert und uns standen noch fast zwei ganze Runden bevor. Bisher lagen wir zwar noch etwas mehr als zwei Minuten vor unserer Zeit, aber es ging leider nicht mehr. Joerg teilte es mir mit und sagte ich solle allein weiter laufen und einen raus hauen, er würde zurück kehren. Ich nahm ihm noch das Versprechen ab, nicht umzudrehen, sondern die Runde irgendwie zu Ende zu bringen, bevor ich mich mich schweren Herzens von meiner eigentichen Aufgabe des Tages löste.
Ursprünglich war der Gedanke an diesem Tag mit Christian ganz locker einen langsamen langen Lauf zu machen. Nachdem Joerg geäußert hatte, das er versuchen wolle PB (persönliche Bestzeit) zu laufen, waren Christian und ich uns einig, dass ich ihm helfe. Nun war meine Hilfe leider nicht mehr gefragt und Christian irgendwo auf diesen sechs Kilometern. Ich hatte ihn in den vergangenen 3 Runden nicht mehr gesehen. Also nahm ich mir vor Joergs Forderung allein weiter zu laufen und noch "einen raus zu hauen" zu erfüllen.
Part 2: Endbeschleunigung
Joerg und ich hatten uns beide beim Verpflegungspunkt nähe der Ziellinie etwas mehr Zeit gegönnt und sind auch den letzten Kilometer verglichen mit den vorherigen deutlich langsamer unterwegs gewesen. Die Diskussion am Streckenrand kurz hinter Kilometer 31 ob er nun wirklich aufhört, sorgte für zwei langsame Kilometer in der Aufzeichnung. Es liefen einige Läufer an uns vorbei, die eigentlich bisher ungefähr unser Tempo gelaufen waren. Für mich begann nach ungefähr 2:45 Stunden nun ein komplett anderes Rennen, etwas was ich eigentlich gar nicht für dieses Rennen geplant hatte, aber wenn Joerg wollte das ich dann wenigstens nochmal Gas gebe, konnte ich ihm diesen Wunsch nicht abschlagen und probierte nach 31 Kilometern mit einem Gesamtdurchschnitt von 5:19 Minuten/Kilometer elf schnelle Runden.
Ich beschleunigte das Tempo, was mit dem schmerzenden rechten Fuß gar nicht so einfach war. Ich versuchte diesen zwar zu entlasten, indem ich mein Gewicht leicht nach links verlagerte, aber die Schmerzen wurde ich dadurch natürlich nicht komplett los.
Bis zur nächsten Linkskurve hatte ich die erste Handvoll Läufer eingeholt und überholt, die aufgrund des Tempos vermutlich eher davon ausgingen, das ich einer der Läufer bin, die in der letzten Runde ist, anstatt in der Vorletzten.
Ich biss um ungefähr auf eine Pace von 4:40 Minuten/Kilometer zu kommen, aber die Pause die ich kurze Zeit später am Verpflegungsposten machte, drückte die Pace wieder etwas, da ich hier wieder in Ruhe zu einem Becher Cola und einem Stück Apfel griff und die paar Schritte ging, während ich trank. Das 1-2 Läufer mich erneut überholten, da sie im Laufen tranken störte mich nicht, war mir doch klar, das ich sie kurz darauf wieder einsammeln würde. Die Läufer die vor mir waren und mein Tempo liefen, würden irgendwann in den nächsten 22 Minuten über die Ziellinie laufen, aber ich hatte noch viele Läufer die eine Zielzeit von 3:45 Stunden anvisierten vor mir, die ich einsammeln wollte.
Ich war grade um die letzte Rechtskurve herum und auf der langen Geraden in Richtung Wendepunkt, als eine Zuschauerin mir mitteilte das ich Gas geben sollte und noch frisch aussehe. Ich antwortete ihr, dass ich ja auch noch eine Runde vor mir habe und lief an den Zuschauern und der Bühne vorbei. Die Uhr am Wendepunkt zeigte mir 3:09 Stunden, und auch grob Überschlagen war eine Zeit von unter 3:30 Stunden für mich leider nicht mehr erreichbar, aber für unter 3:45 Stunden sah es ziemlich gut aus.
Im Nachhinein stellte sich raus, das ich die Runde 6, trotz der Pause und dem Abklären mit Joerg wie es weiter gehen soll bei Kilometer bei Kilometer 31, in 31:04 Minuten gelaufen bin. Das war die bis zu dem Zeitpunkt schnellste Runde, wenn auch nur eine Sekunde schneller als Runde drei.
Nun begann meine Abschiedsrunde und ich begegnete Joerg an der Stelle, an der die Runde mit dem Start/Ziel-Stück verbunden ist. Er hatte eigentlich gedacht, das ich schon weiter sei, aber ich kämpfte immer noch mit dem schmerzenden Fuß.
Ein letztes Mal führte mich die Strecke an den immer noch trommelnden Anwohnern vorbei, dem Hof mit den beiden Pferden die sich in der ganzen Zeit kaum bewegt hatten und auf die ersten Streckenposten zu. Auch in dieser Runde verneinte ich dankend, als mir erneut von dem Streckenposten ein paar Lakritze angeboten wurden.
Auch in der letzten Runde nahm ich mir die Zeit kurz am Verpflegungspunkt Halt zu machen, einen Becher kalte Cola und ein Stück Apfel zu greifen und beides im Gehen zu verzehren, bevor ich wieder beschleunigte.
Irgendwo auf der Strecke sah ich, als ich noch mit Joerg unterwegs war, einen Läufer mit einem Shirt vom TUS Ratingen Lintorf, dem Veranstalter meines ersten Wettkampfs, zu dem ich auf der 10 Kilometer-Distanz gemeldet hatte. Den Läufer kannte ich nicht und hatte auch nichts gegen ihn persönlich, aber mit dem Wettkampf vom TUS hatte ich noch eine Rechnung offen und daher war es unmöglich, das dieser Läufer den ich ungefähr zweieinhalb Kilometer vor dem Ziel wieder weit vor mir sah, vor mir über die Ziellinie laufen sollte. Ich biss die Zähne zusammen und zog weiter das Tempo an, überholte alle paar Meter einen Läufer oder eine Läuferin, wobei ich aber nicht sagen konnte, ob diese in der selben Runde waren wie ich oder ich diese sogar schon einmal umrundet hatte. Ungefähr anderthalb Kilometer vor dem Ziel hatte ich mein Ziel erreicht, bei dem ich mir sicher war, das wir in der selben Runde liefen, und zog mit einer Pace von 4:30 Minuten/Kilometer an ihm vorbei und hatte somit wieder ein kleines Motivationsziel erreicht.
Nun galt es das Tempo ungefähr zu halten und die letzten 1,7 Kilometer zu überstehen. Mir hilft da immer daran zu denken, wie wenig diese Distanz doch nur ist. Ich denke daran, das ich beispielsweise schon 2.000 Meter-Intervalle auf der Tartanbahn, oder Aschebahn gelaufen bin und das nur 5 Runden waren oder wie schnell in welcher Zeit ich bei kurzen Wettkämpfen (beispielsweise 10 Kilometer) diese Distanz von weniger als 2 Kilometern laufe. Gerade auf dem letzten Stück eines Wettkampfes hilft es mir, mich durch solche Gedanken zu motivieren.
Genau einen Kilometer vor dem Ziel wurde es auch nochmals einfacher, denn die Strecke führte wieder auf den Abschnitt, an welchem einem die anderen Läufer entgegen kommen, die auf dem Weg zur nächsten Runde sind. Außerdem waren dort wieder die Häuser und ein paar Zuschauer die uns Läufer anfeuerten.
Bei Kilometer 41,5, es ging gerade um die letzte/erste richtige Kurve der Strecke, sah ich Christian, der mir entgegen kam. Ich grüßte ihn, aber er sah mich nicht, da er ja noch nichts von Joergs ausscheiden wusste und daher nach zwei Läufern Ausschau hielt, einem im roten und einem in gelb-grünen Shirt.
Ich weiß noch genau, dass mein Marathondebüt in Amsterdam ab ungefähr Kilometer 38 ein Kampf war: ich musste Geschwindigkeit raus nehmen und zählte die Meter. Bei dem Marathon in Kevelaer ging es mir, was das anging deutlich besser: ich lief an der Bühne vorbei und hörte den Sprecher meinen Namen nennen, musste aber noch zum Wendepunkt bei Kilometer 42 laufen. Hier überholte ich die letzten Läufer und beschleunigte nun für den Endspurt: noch 195 Meter bis ins Ziel. Für die letzte Runde benötigte ich laut offizieller Zeitmessung 28:47 Minuten.
Die letzten Meter, nachdem es vor der Bühne nach rechts in Richtung Ziellinie ging, waren beinahe ein Crosslauf, denn hier war keine Straße, sondern Erde und Sand und ziemlich uneben mittlerweile. Der letzte Sprint und ich sprang mit hochgereckter Faust über die Ziellinie, finishte meinen ersten Marathon in 2016 und der neuen Altersklasse M35 und rannte fast Wolfgang Steeg von Catfun-Photos um, der hinter der Ziellinie stand um Fotos vom Zieleinlauf zu machen. Somit war er auch der erste, der mir zum Finish gratulierte. Herzlichen Dank dafür Wolfgang und für deine tollen Fotos, die du bei so vielen Veranstaltungen von uns Läufern machst.
Das es bei diesem Lauf nicht nur eine Urkunde gab, sondern auch eine Medaille, bemerkte ich, als mir kurz darauf ein kleines Mädchen die Medaille umhängte.
Hier ein großes Lob an den Veranstalter: ein super organisierter Marathon, mit jederzeit freundlichen Helfern, super Verpflegungspunkten, Nettozeitmessung und ordentlichen Medaillen. Das alles für nur 24 Euro: einfach Großartig. Ich denke, ich komme noch öfter nach Kevelaer.
Hinter der Ziellinie griff ich mir ein isotonisches Sportgetränk, besser bekannt als Zielbier und suchte das Zelt auf, wo ich auch Joerg wieder traf. Dieser quatschte mit anderen Läufern. Nachdem er fertig war, bat ich ihn mir meinen Pullover zu geben, der in seiner Sporttasche war und wir gingen zusammen wieder zurück in Richtung Strecke, denn Christian war ja noch auf seiner letzten Runde und ich wollte dessen Zieleinlauf nicht verpassen.
Part 3: Crewlove
Joerg und ich gingen langsam an der Bühne vorbei Christian entgegen, bis zu der Kurve, an der ich ihm zuletzt begegnet war. Dort unterhielten wir uns kurz mit einem Läuferpärchen, die auch schon gefinished hatten, und nun ausliefen und sich dehnten.
Als ich Christian sah, beschloss ich ihn auf den letzten Metern zu begleiten. Klar, die 195 Meter machen bei der Distanz auch nichts mehr aus, aber ich sah es eher als symbolische Geste. Bei meinem ersten Wettkampf, bei dem ich Christian kennen lernte, dem VIVAWEST Marathon, bei dem wir beide den Halbmarathon gelaufen sind, hatten Michael und er so etwas für Sebastian und Matthias gemacht, die sich beide zum ersten mal über die 42,195 Kilometer gequält hatten.
Ich lief oder humpelte vielmehr auf Christian zu, der noch ziemlich frisch dafür aussah, das er grade den Marathon finishte und wir liefen zusammen ungefähr von der Bühne um die Absperrung am Wendepunkt und zum Abzweig zur Ziellinie vor der Bühne. Die letzte Handvoll Meter lies ich Christian allein über die Crosslauf-Strecke laufen um nicht versehentlich nochmals eine Zeitmessung auszulösen.
Fazit
Im Ziel erfuhr auch Christian davon, das leider nichts aus Joergs neuer persönlicher Bestzeit wurde. Wir gingen gemeinsam ins große Zelt zu Christians Sachen und ruhten uns dort noch kurz aus, bevor es für uns wieder auf die Rückfahrt ging.
Joerg plant nun mehr lange Läufe und vielleicht die Teilnahme am 6h-Lauf Münster zur Vorbereitung auf den Hamburg Marathon. Christian und ich haben als nächstes die 50 Kilometer von Rodgau vor der Brust und ich bin zuversichtlich das ich keine Mühe haben werde Christian da heil durch zu bringen.
Andere Blickwinkel
Christian hat einen Wettkampfbericht aus seiner Sicht über den Marathon in seinem Blog im Artikel „Ich bin dann auch mal weg“ geschrieben.
Absoluter Lesebefehl!
Zahlen & Fakten
Streckenlänge: | 42,195 km |
Zielzeit: | 3:38:23 Stunden |
Platzierung Gesamt: | 82/386 |
Platzierung Männer: | 79/309 |
Platzierung AK M35: | 11/25 |
Webseite: | http://www.kevelaer-marathon.de/ |
Ergebnisse: | http://www.kevelaer-marathon.de/service/ergebnisse.php |
Strava: | https://www.strava.com/activities/467395015 |
Weitere Infos zur Veranstaltung
Es gab cirka 500 Voranmelder für den Marathon,
435 LäuferInnen standen am 01. Januar am Start,
386 LäuferInnen kamen ins Ziel.
Bernd Diekmann lief als erster Mann nach 2:53:41 Stunden über die Ziellinie.
Eva Offermann lief neuen Streckenreckord der Frauen: 2:57:18 Stunden und wurde damit erste Frau die den Kevelaer Marathon in unter 3 Stunden lief.
Der LC Duisburg war als stärkster Verein mit 22 Läuferinnen und Läufern gemeldet.
Der 15. LLG Kevelaer Marathon findet voraussichtlich am 08. Januar 2017 statt.
Kommentare
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Ich würde sagen: "Läuft doch" und "die Welt ist mal wieder kleiner, als man denkt" Glückwunsch zur klasse Zeit, nicht schlecht für nen lockeren langsamen Lauf Drücke euch die Daumen für Rodgau, evtl. melde ich den auch noch kurzfristig nach. Ich hab an dem Wochenende auch noch einmal einen Trainings-50er im Plan
Hallo Tom,
ja, das die Welt ziemlich klein ist, dachte ich mir kürzlich auch.
Vielen Dank für die Glückwünsche, aber bei dem Lauf saß ich halt bei km 31 irgendwie zwischen den Stühlen: entweder langsam weiter traben, vielleicht auf meinen anderen Laufkollegen Christian warten, oder das Ding halt mit Endbeschleunigung zu Ende bringen. Letztendlich habe ich mich hauptsächlich darüber gefreut, das nach 31 Kilometern das mit der Endbeschleunigung so gut funktioniert hat.
Wenn du eh einen 50er im Plan hast, dann passt Rodgau doch optimal. Ich finde Rodgau einfach schon interessant, weil dort wieder ein großes Hallo mit so vielen anderen Läufern statt findet.
Es ist echt krass was du für Umfänge läufst, da komme ich echt nicht mehr hinterher Mal schauen ob ich dich im Frühjahr bekomme wenn es in die ernste Phase der Kölnpfadvorbereitung geht
Du läufst doch jetzt schon mehr als ich in der Woche Sascha, oder irre ich mich da? Das einzige womit ich momentan noch punkten kann, ist das ich eigentlich bis irgendwo über 50 Kilometer am Stück keine körperlichen Probleme habe... Das Problem ist da eher die Zeit, denn so lange Läufe brauchen halt Zeit und 60 km laufe ich deutlich langsamer als einen Marathon.
Super Bericht, es ist fast so als sei man dabei gewesen. Klasse Leistung, sowohl als Motivator und Teamplayer als auch als Läufer.
Danke Thomas,
genau das ist auch mein Ziel: es möglichst so zu beschreiben, das man sich in den Lauf hineinversetzen kann, egal ob man dabei war oder nicht.
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